Samstag, 30. Juni 2012

Erreichbarkeit

Übrigens:

Wer mir mal schreiben möchte, kann das gerne tun. Ich freue mich immer über Post! Meine Adresse ist: POSTE RESTANTE, 96300 Rovaniemi und da das FINLAND bitte nicht vergessen. Falls sich jemand über die Adresse wundert, weil er sie vielleicht nicht bei Googlemaps findet, ist das normal, denn es ist nur die Ardesse vom Postamt, wo ich mir meine Post abhole :-)

Spaziergang durch Rovaniemi

Heute habe ich einen langen Spaziergang gemacht und mir die Gegend angesehen. Eigentlich wollte ich eine Fahrradtour machen, aber es hat geregnet. Als es dann besser wurde, habe ich mich mit einer Regenjacke bewaffnet bei mittelstarkem Nieselregen zu Fuß auf den Weg gemacht. Ich wollte zum Wasser. Rovaniemi ist starkt mit dem Wasser verbunden, denn zwei große Hauptflüsse Finnlands kreuzen sich hier. Als Dreh- und Angelpunkt für die Flößer, die aus dem Norden Holz in den Süden brachten, ist die Stadt entstanden. Jedoch sucht man vergeblich Historisches in dieser Stadt, denn Rovaniemi wurde während des zweiten Weltkriegs vollständig zerstört.

Ich habe ein paar interessante Dinge bei meinem Ausflug gesehen. Ich lasse daher an dieser Stelle Fotos sprechen:

Was will mir dieses Schild sagen? Soviel: Yliopisto heißt Universität.

Endlich Wasser gefunden!

Lintu heißt Vogel, da bin ich enfach mal hingelaufen.

Hier hat es hingeführt. Man kann dort sehr gut Vögel beobachten.

Hier waren sehr viele Vögel zu sehen. Die haben auch sehr viel Krach gemacht. Wenn die Mücken nicht gewesen wären, wäre ich sicher länger geblieben!

Eine Pflanze, die ich nicht kannte.

Das ist eine Wasserpflanze, die ich auch zum ersten Mal gesehen habe.

So ein Schild gibt es sicher nur soweit im Norden!

Sehr viele Wassergrundstücke mit Booten gibt es hier.




Freitag, 29. Juni 2012

Die verschiedenen Arten Englisch zu sprechen...

Die erste Arbeitswoche ist nun vorbei. Langsam gewöhnt man sich an alles. Heute morgen haben wir in 5 Minuten unseren Arbeitsplatz hergerichtet. Dafür haben wir vorher immer mindestens 15 Minuten gebraucht. Wir müssen jeden Morgen unseren "Laden" erst einmal öffnen. Das heißt, unser Informations- und Verkaufstresen ist über Nacht immer verschlossen. Wir schließen morgens alles auf und holen alles heraus, was vor dem Tresen steht, wie zum Beispiel die Postkartenständer. Bei Aija muss alles in einer bestimmten Reihenfolge und Ordnung stehen. Mittlerweile wissen wir, wo alles hinkommt.

Heute waren wieder viele Touristen bei uns am Tresen, um sich zu informieren. Leider sieht man den Leuten nicht vorher an, wo sie herkommen. So wie uns auch keiner ansieht, dass wir kein Finnisch, aber dafür sehr gut Deutsch sprechen. Die Finnen sind natürlich sehr verwirrt, wenn wir gar kein Wort verstehen. Leider mussten wir feststellen, dass nicht jeder Finne Englisch spricht. Ich versuche dann immer etwas entschuldigend zu gucken. Meistens lächeln die dann und gehen woanders fragen. Mittlerweile hat es sich im Weihnachtsmanndorf herumgespochen, dass an der Information Deutsche sind. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, schicken andere die deutschen Touristen immer zu uns. Die kommen dann an: "Sind Sie die, die hier Deutsch sprechen?" Das ist dann eindeutig und wir wissen sofort, wie wir zu reagieren haben.

Es ist schade, dass die Leute kein Schild mit ihrer Nationalität herumtragen. Aber langsam erkennen wir die Nationalität an der Art, wie die Leute Englisch sprechen. Jeder hat da so eine Art. Bei Franzosen ist das immer am einfachsten. Die erkennt man sofort, aber die meisten Franzosen sprechen kein Englisch. Sie fragen meist: "Parler en Francaise?" Da bin ich dann schnell bei meinem: "Un petit peut" (Ein kleines Bisschen) Verstehen kann ich die Franzosen eigentlich sehr gut. Oft wollen sie nur eine französische Karte vom Weihnachtsmanndorf oder einen Stempel im Pass oder wissen, wo man Briefmarken kaufen kann.

Oft erkennt man die Deutschen auch. Wenn zum Beispiel einer nach "Post Market" fragt, ist es zu 99% ein Deutscher. Denn auf Englisch heißt Briefmarke Stamp. Lustig ist auch wenn ein kleines Grüppchen vor dem Tresen steht und sie sich auf Deutsch überlegen, was sie gleich fragen wollen und was das wohl auf Englisch heißen mag. Dann kann man die Sache schnell mit: "Wie können wir Ihnen helfen?" Am Anfang sind alle erstaunt, wo wir so gut Deutsch gelernt haben. Wir erzählen dann von dem Auslandspraktikum und viele sind sehr interessiert. Aber man hört nicht immer heraus, ob es Deutsche sind. Die größte herausforderung ist, Deutsche und Niederländer auseinander zu halten. Sie sprechen auf die gleiche Art Englisch und ich habe mich schon ein paar Mal vertan und fälschlicher Weise versucht mit Ihnen Deutsch zu sprechen. Bisher haben sie es mir noch nicht übel genommen.

Mein größtes Problem ist momentan noch, Italiener und Spanier auseinander zu halten. Ich hatte mit beiden Sprachen noch nicht viel zutun gehabt und für mich klingt das leider alles gleich. Aber ich habe ja noch ein paar Wochen Zeit um das zu lernen.

Lernen musste ich auch noch, dass ich bei Schweiz nicht immer gleich an Deutsch denken darf. Ich frage deshalb jetzt immer vorher auf Englisch, ob sie aus dem deutschen Teil der Schweiz kommen. Wir fragen oft nach dem Land, aus dem die Touristen kommen, weil wir Karten vom Weihnachtsmanndorf in schätzungsweise 50 Sprachen haben. Die Leute mögen es, wenn sie eine Orientierung in ihrer Sprache haben. Leider sind uns die finnischen Karten ausgegangen. Deshalb kann ich den finnischen Touristen nicht einmal eine Karte geben, wenn ich sie nicht verstehe und sie mich nicht.

Ich habe sehr viel Spaß bei der Arbeit. Ab und zu kommt man bei den ganzen Sprachen durcheinander, weil man gar nicht mehr so schnell umdenken kann. Da habe ich Aija jetzt auch schon das ein oder andere Mal auf Deutsch angesprochen. Sie kann sogar einige Worte. Unter anderem ihre Lieblingsworte: "Geradeaus und links vor der Treppe!" Das ist die Beschreibung, wie man zur Toilette kommt. Das spricht sie öfter vor sich hin. Sie findet es lustig das auszusprechen. Es ist auch die meistgestellte Frage von den Deutschen Touristen.^^


Donnerstag, 28. Juni 2012

Franzosen und das Telefon

Heute hat Aija mal wieder für Irritationen gesorgt. Sie ist einfach nicht zur Arbeit erschienen... Zum Glück wussten wir schon über den morgendlichen Ablauf bescheid. Sie kam erst um 13 Uhr. Bis dahin waren wir unverhofft auf uns allein gestellt. Das war aber nicht schlimm. Wir haben allen Touristen helfen können, die zu uns kamen. Einmal bekamen wir etwas Angst. Als eine französische Reisegruppe ankam und alle vor unserem Tresen standen und einen Polarkreisstempel in ihren Pass haben wollten. Soviele hatten wir noch nie. Die dachten auch alle, dass sie irgendwie keinen Stempel mehr kriegen könnten. Sie haben so sehr gedrängelt und uns quasi "die Bude eingerannt". Aber auch das bekamen wir in den Griff. Ich hatte schließlich nicht umsonst 8 Jahre Französisch in der Schule gehabt. Plötzlich fielen mir Sachen ein, die ich schon längst vergessen glaubte :-)

Es gibt auch ein Telefon bei uns an der Information. Da bin ich mutiger Weise auch schon am ersten Tag dran gegangen. Denn Aija war auf der Toilette und es macht keinen guten Eindruck, wenn wir an der Information stehen und keiner an das Telefon geht. Da war jemand aus Finnland da, dem ich auf Englisch erklärt habe, dass Aija nicht da ist und gefragt habe, ob er später zurückrufen kann. Es hat sehr gut funktioniert. Das ist leider nicht immer so, denn nicht alle Finnen, die anrufen, können Englisch. Aber irgendwie klappt es immer und Aija war immer zufrieden. Heute rief eine Frau von einem deutschen Reiseunternehmen an. Als ich gemerkt hatte, dass sie Deutsche ist und auch nicht so sicher in Englisch ist, haben wir Deutsch gesprochen. Sie hat sich sehr darüber gefreut. Leider konnte ich ihr nicht helfen, weil Aija die Entscheidung treffen musste. Aber heute war auch ein anderer sehr erfolgreicher Anruf aus Hong Kong. Da konnte ich zum ersten Mal helfen, ohne auf Aija warten zu müssen. Die nette Chinesin wollte einfach nur wissen, wie die Öffnungszeiten im Weihnachtsmanndorf im Sommer sind. Das wusste ich sofort.

Unser Bus zur Arbeit ;-)

Mittwoch, 27. Juni 2012

Cat-Money, Pekka und andere Spezialitäten

Der Tag begann für mich heute sehr nass. Es regnete in Strömen und somit war ich bereits nach der kurzen Fahrradtour zum Bahnhof komplett durchnässt. Zum Glück hatte ich an Sachen zum Wechseln gedacht. Durch das schlechte Wetter, kamen sehr viele Besucher zu uns ins Weihnachtsmanndorf und blieben besonders lang in den Geschäften, um nicht wieder in die Kälte zu müssen. Deshalb verkauften wir heute besonders viele Dinge und hatte viel zutun. Aija war heute für 4 Stunden nicht da, weil sie einen Termin hatte und vertraute uns alles an. Es lief auch alles gut. Ich konnte fast allen Leuten, die zu uns kamen helfen, außer den wenigen Finnen, die kein Englisch sprachen. Die waren verständlicherweise sehr verwundert, dass an der Information niemand Finnisch sprach. Ich denke aber, dass denen sicher an anderer Stelle geholfen werden konnte. Zum Glück waren wir nicht ganz allein. In einem Geschäft in der Nähe von unserer Information arbeitet Pekka mit seiner Frau.

Pekka ist ein guter Freund von Aija und ist für Notfälle für uns der Ansprechpartner. Heute kam es auch schon zu so einem Notfall. Ein Junge hatte sich bei einem Sturz auf der Treppe den Arm gebochen. Jetzt wollte die Mutter den Unfall bei uns melden und ein Formular haben. Aber davon wusste ich nichts. Außerdem sprach die Frau nur sehr wenig englisch. Pekka kam zum Glück sofort und half uns.

Durch das schlechte Wetter, wollten die Touristen keine Foto draußen im Regen auf der Polarkreismarkierung machen. Deshalb waren die meisten direkt vor unserem Stand. Dort ist die einzige Markierung, die drinnen ist.

Wir bekommen langsam Routine im erfüllen unserer Aufgaben. Die Kasse ist keine Hürde mehr und heute konnten wir auch schon ohne Probleme eine Kartenzahlung allein abwickeln. Aber nicht alle Leistungen sind auch in die Kasse einzugeben. 50 Cent kostet ein Stempel vom Polarkreis in den Reisepass. Das ist sogenanntes Cat-Money (Katzengeld). Das Foto unten lässt schon erahnen, was damit gemeint ist. Es ist unser Trinkgeld, was in die Katzenspardose kommt. Aija nennt es deswegen immer Cat-Money. Davon dürfen wir uns in der Pause ab und zu einen Kaffee holen ;-)
Das kleine Büro der Arcitic Circle Information direkt hinter dem Tresen.

Dienstag, 26. Juni 2012

Tag 2 im Weihnachtsmanndorf

Heute ging es zum ersten Mal allein zur Arbeit. Mit dem Fahrrad waren wir sehr schnell am Bahnhof. Von dort fuhr der Bus pünktlich ab und nach 25 Minuten waren wir im Weihnachtsmanndorf angekommen. Die Busse hier sind sehr klein, zumindest der Bus auf unserer Linie 8. Es gibt um die 18 Sitzplätze. Das reicht aber völlig, denn es fahren nicht viele Leute mit. Leider ist eine Einzelfahrt mit 3,80 Euro sehr teuer. Morgen wollen wir versuchen eine Monatskarte zu bekommen.

Mein Arbeitsplatz
Als wir dann im Weihnachtsmanndorf ankamen, waren wir scheinbar die Einzigen dort. Das war sehr komisch, denn es war nur noch eine halbe Stunde bis zur Öffnung. Zum Glück hatte Aija uns vorher den Schlüssel gegeben, mit dem wir überall reinkamen. Sie hatte auch nebenbei erwähnt, dass um 9 dann immer alle Türen im Haus aufgeschlossen werden müssen. Als dann 9 Uhr näher rückte, musste ich feststellen, dass Aija noch immer nicht da war und auch in den Läden im Haus niemand zu sehen war. Da wurden wir langsam unruhig. Hatte Aija vielleicht gestern gemeint, wir sollen aufschließen und wir haben es nicht mitbekommen?

Es war dann schon 9.05 Uhr als wir dann kurz davor waren, die Türen zu öffnen, denn die Geschäfte im Haus waren mittlerweile fast alle geöffnet, aber die Eingangstüren waren noch geschlossen und die Touristen standen davor. Doch dann ein paar Minuten später kam Aija reingeschneit und öffnete ganz entspannt die Türen. Das ist die finnische Gelassenheit, die ich erst noch lernen muss. :-)
Weihnachtspostamt

im Weihnachtsmanndorf
Im Laufe des Tages war es unsere Aufgabe, vertrauter im Umgang mit den Touristen, der Kasse, den Produkten und den Auskünften in verschiedenen Sprachen zu werden. Dabei lernten wir viele interessante Menschen aus der ganzen Welt kennen.

Montag, 25. Juni 2012

Der erste Arbeitstag

Heute war mein erster Arbeitstag. Am Morgen wurden wir zu Arbeit gefahren, was natürlich sehr komfortabel war. Angekommen durften wir zuerst das Weihnachtsmanndorf auf eigene Faust erkunden. Es gab das Weihnachtspostamt, die Werkstatt des Weihnachtsmanns und mehrere Souvenirshops. Danach bekamen wir gleich eine Aufgabe von unserer Chefin Aija. Jeder, der das Weihnachtsmanndorf besucht, überquert automatisch den Polarkreis. Wer möchte kann sich das auf einem Zertifikat für ein paar Euro bestätigen lassen. Die Zertifikate gibt es in verschiedenen Sprachen. Sie sind vorgedruckt, aber es für individuell müssen Name, Datum, Ort, Unterschrift und Stempel ergänzt werden. Wenn sich größere Reisegruppen angemeldet haben, dann werden die Zertifikate vorgeschrieben. Das war unsere Aufgabe. Die erste Gruppe war sehr einfach, denn es waren deutsche Namen. Die anderen Namen waren alle chinesisch. Das war um einiges anspruchvoller und man musste sich sehr konzentrieren, um keinen Buchstaben zu vergessen.

Danach zeigte Aija, wie die Kasse unseres kleinen Souvenirshops zu bedienen ist. Schnell überlies sie es uns allein zu kassieren und vertraute uns, dass wir auch alles richtig machten. Zum Glück sind in Finnland, im Gegensatz zu Deutschland, ungerade Centbeträge nicht üblich. Es gibt erst gar keine 1 oder 2 Centmünzen. Die wurden abgeschafft. Im Souvenirshop gab es  meistens glatte Eurobeträge, weshalb sich die Beträge leicht im Kopf addieren lassen, ohne lange zu überlegen.

Aber die Hauptarbeit besteht nicht darin, Souvenirs zu verkaufen, denn dazu gibt es genug andere Läden im Weihnachtsmanndorf. Hauptsächlich sind wir die "Arctic Circle Information" (Polarkreisinformation). Das heißt, viele Touristen kommen mit ihren Fragen und Wünschen zu uns und wir müssen versuchen, so gut wie nur möglich zu helfen. Bereits am ersten Tag ließ uns Aija an die vorderste "Front". 90 % deer Besucher dort sind nicht Finnisch. Deshalb musste man sich auf die vielen verschieden Nationen erst einstellen. Heute waren viele deutsche Reisegruppen da und die kamen natürlich kaum aus dem stauen raus, wenn man sie mit einem perfekten Deutsch bediente. Aija blieb mehr und mehr im Hintergrund, war aber für alle Fragen, die wir nicht beantworten konnten, schnell erreichbar. 

Gegen Nachmittag lernten wir den dritten großen Bereich unserer Arbeit dort kennen: E-Mails. Zumeist treffen Anfragen von Reisebüros ein. Sie wollen zum Beispiel eine geführte Tour durch das Dorf in einer bestimmten Sprache oder wollen Zertifikate vorbestellen. Unsere Aufgabe ist es dann, die Bestellungen auszudrucken, in den Kalender einzutragen, abzuhelften und auch auf Englisch zu beantworten. Die größte Hürde ist, sich im den komplett auf finnisch installierten Programmen zurecht zu finden. Zum Glück ist Aija da sehr geduldig und zeigt es uns auch öfter.

Nach der Arbeit wurden wir nochmals abgeholt und in die Stadt gebracht. Um unseren Arbeitsweg zu verkürzen sollten wir ein Fahrrad kaufen. Damit können wir dann von unserer Unterkunft zum Hauptbahnhof und von dort mit dem Bus direkt zum Weihnachtsmanndorf. In einem Second-Hand-Shop wurden wir fündig. Der Vorteil hier ist, dass ich mein Fahrrad nach dem Aufenhalt wieder in Zahlung geben kann und die Hälfte des Kaufpreises wiederbekomme. Glücklicherweise war gerade das Sommersemester in Rovaniemi vorbei und viele Studenten haben ihre Fahrräder verkauft. Das bedeutete für uns eine große Auswahl.


Ich bin jetzt stolzer Besitzer eines roten Fahrrads und einer weißen Luftpumpe. Bei der Probefahrt habe ich nämlich bemerkt, dass zu wenig Luft in meinen Reifen ist. Der Verkäufer hat mir dann netterweise Luft aufgepumpt und als ich mich bedankt hatte, hat er mir die Luftpumpe geschenkt. Ich musste wieder einmal mehr über das große Vertrauen der Finnen staunen. Um die Probefahrt zu machen bin ich einfach in den Laden gegangen (Die Fahrräder standen vor dem Laden.) und habe gesagt, welches ich probieren will. Dann bekam ich den Schlüssel und niemand hat das kontrolliert oder ist mit mir nach draußen gekommen. Ich hätte theoretisch einfach losfahren können. Aber in Finnland oder zumindest in Rovaniemi ist das scheinbar ganz normal.

Morgen werde ich dann zum ersten Mal mit dem Bus fahren. Das wird dann das nächste kleine Abenteuer;-)

Wie ich nach weniger als 24 h in Rovaniemi mit einer Polin, drei Spaniern, einer Finnin, einem Kenianer, einem Nigerianer und einer Österreicherin an einem Feuer im Wald saß und Würstchen grillte!

Mein zweiter Tag in Rovaniemi begann sehr aufregend, denn ich sollte unsere Mitbewohnerin kennenlernen. Es war am Ende doch nur eine. Ich traf sie in der Küche. Magda ist Polin und wenn ich alles richtig verstanden habe, macht sie gerade so etwas wie ein Refendariat als Lehrerin. Fächer: Englisch und Spanisch. Sie hatte nicht gewusst, dass wir kommen und war deshalb erst in der Nacht von einer Party gekommen und hatte sich über die fremden Schuhe gewundert. Sie fragte gleich, was wir denn vorhätten und lud uns spontan zum grillen ein. Zwei Spanier wohnen noch mit uns in Väylätie 60, ein dritter war zu Besuch, alle zusammen wollten wir am späten Nachmittag grillen gehen.

Aber zuerst wagten wir unsere erste finnische Einkaufstour. Ich war sehr überrascht, dass die Geschäfte am Sonntag geöffnet waren. Um ein wenig die Preise zu vergleichen waren wir in zwei verschiedenen Läden unterwegs, dem K-Supermarkt und bei Lidl. Es war zwar fast alles etwas teuer als in Deutschland, aber es ging. Später erklärte Magda mir, dass im Sommer die Lebensmittel günstiger sind, als im Winter. Bei Lidl gab es auch alle möglichen original-deutschen Artikel. Sogar mit deutscher Aufschrift: “Klare Gemüsebrühe”. Ich weiß ja nicht, ob die Finnen damit was anfangen können:-)

Nach dem Einkauf sind wir mit Magda und den Spaniern an dem Stadtrand von Rovaniemi gefahren. Carlos ist auch Praktikant in Rovaniemi und hat von seiner Praktikumsstelle einen Transporter geliehen bekommen. Das war ein großer Vorteil, weil der Weg zu Fuß bis zum Grillplatz über eine Stunde gedauert hätte. Vom Parkplatz war es nur ein kurzer Weg, ein Stück bergauf auf einem schmalen Wanderweg. Oben gab es einen kleinen Aussichtsturm, von dem man einen herrlichen Blick auf Rovaniemi hatte. Daneben war ein kleiner Grillplatz und eine Hütte mit Feuerholz.

Ich muss sagen, dass ich soetwas von Deutschland nicht kenne. Dort würde niemand einfach eine Hütte voller gehacktem(!) Holz einfach für die Allgemeinheit hinstellen. Dort funktioniert es aber sehr gut. Es gab auch keinen rumliegenden Müll. Das Prinzip: Jeder nimmt seinen Müll wieder mit, scheint hier sehr gut zu funktionieren. Schnell hatten wir ein Feuer entzündet und auf einem Rost über dem Feuer grillten wir mitten im Wald.

Nachdem wir alle satt waren, kam eine kleine Gruppe von vier Leuten und einer von denen fragte, ob sie sich zu uns setzen durften. So lernten wir den Kenianer mit seiner österreichischen Freundin kennen, die mit einer Finnin und einem Nigerianer unterwegs waren. Sie studieren in Rovaniemi. Ich habe mich am Anfang etwas schwer mit der Verständigung getan, weil ich nicht wusste, was ich so recht reden sollte, aber Magda half da sehr, durch ihre natürliche Aufgeschlossenheit. Nach dieser internationalen Erfahrung sehe ich der Arbeit im Weihnachtsmanndorf sehr viel gelassener entgegen :-)

Tag 1 in Finnland

Da ich erst heute, am dritten Tag, einen Internetstick kaufen konnte, schreibe ich rückwirkend für die ersten zwei Tage:

Die Anreise verlief wie am Schnürrchen. Das erwartete Chaos am Flughafen Tegel blieb aus. Zwar war deutlich mehr los auf dem Flughafen, aber es lief trotzdem alles super. Der Flieger startete fast pünktlich und der Umstieg in Helsiki war trotz der Umsteigezeit von nur 40 Minuten problemlos. In Rovaniemi angekommen, gab es noch kurzes Bangen, wegen des Gepäcks. Aus Erfahrungsberichten von anderen Finnland-Praktikanten, wusste ich, dass pünklich sein Gepäck zu bekommen sowas wie ein Glückfall war. Aber ich hatte dieses Glück. Die einzige Hürde war dann nur noch ein Taxifahrer, der kein Wort Englisch sprach. Aber mit einem Zettel, auf dem die Adresse stand, kam ich doch noch ans Ziel: Studentenwohnheim Väylätie 60.



Die Schlüssel zum Appartment und zum Zimmer waren in einem Briefkasten für mich hinterlegt. Die Wohnung ist klein, aber ich finde sie sehr gemütlich. Ich teile mir ein Zimmer mit Stefanie, einer anderen Auszubildenden aus Berlin, die auch ein Praktikum im Weihnachtsmanndorf macht. Außerdem gibt es eine kleine Küche und ein Badezimmer. Bad und Küche teilen wir uns mit zwei anderen Mitbewohnern, die wir noch nicht kennengelernt haben.



Das Wetter ist unerwartet schön. Es gibt 23 °C und Sonne. Von der Sonne werde ich noch viel bekommen, denn erst am 7. Juli gibt es wieder einen Sonnenuntergang. Den Rest der Zeit ist es hier am Polarkreis dauerhaft taghell.

Freitag, 22. Juni 2012

Erwartungen

Der Countdown läuft...

kaum ein Gedanke, der in letzter Zeit in meinem Kopf kreist, dreht sich nicht um Finnland. Ich versuche das Unmögliche: An ALLES zu denken! Wie gebannt verfolgte ich die Entwicklung des Wetters in Rovaniemi und muss leider feststellen, dass es sehr unbeständig ist. Es gab schon Sonne bis 20°C, doch momentan sind wir wieder bei 10°C und Dauerregen. Das ergibt natürlich große logistische Probleme beim Packen, aber ich bin guter Dinge.

Abgesehen von den Habseligkeiten gibt es noch ganz andere Sachen, um die ich mir Gedanken machen muss. Ich fahre schließlich in ein unbekanntes Land mit einer anderen Kultur. Selbstverständlich habe ich mich in verschiedenen Reiseführern informiert und im Internet belesen. Auch bei meinem Finnisch-Kurs hat mein Lehrer versucht, uns einen kleinen Einblick in das Leben der Finnen zu geben. Damit konfrontiert zu sein, ist sicherlich etwas ganz anderes. Grundsätzlich gibt es ja die Vorurteile, dass die Finnen gerne Alkohol trinken und in oft in die Sauna gehen. Ich habe mit erstaunen festgestellt, dass es selbst in jedem Studentenwohnheim (auch in meinem) eine Sauna gibt - schwitzen in gepflegter Atmosphäre scheint dort wohl wirklich sehr beliebt zu sein.

Was erwarte ich nun von Finnland und den Finnen?

Vielfach habe ich von der Naturverbundenheit der Finnen gelesen. Das ist für mich durchaus nachvollziehbar, da das Land nicht so dicht besiedelt ist wie Deutschland und deshalb erwarte ich auch, dass die Natur in vielen Bereichen des Alltags Einzug hält und in einigen Teilen des Landes unberührt ist.

Des Weiteren erwarte ich eine höfliche Zurückhaltung der Finnen. Man sagt, dass Finnen im Allgemeinen bei einem Gespräch durchschnittlich 20% weiter entfernt von ihrem Gesprächspartner stehen, als der Durchschnittsdeutsche. Auch das Händeschütteln ist weniger üblich als in Deutschland. Es soll etwas dauern bis man mit einem Finnen "warm" geworden ist. Vorher ist es schwer ins Gespräch zu kommen. Ich werde mich überraschen lassen, aber ein wenig Offenheit von meiner Seite aus, kann nicht verkehrt sein.

Zu Thema Pünktlichkeit:
Viele die mich kennen wissen, dass ich großen Wert auf Pünktlichkeit lege und damit auch zu einem gewissen Teil Zuverlässigkeit verbinde. Aber andere Länder, andere Sitten! In vielen Ländern herrscht nicht so eine Geschäftigkeit und Hektik, wie wir sie aus Deutschland kennen und wie sie uns vertraut ist. In anderen Ländern läuft es gelassener. Wie die Finnen zur Pünktlichkeit stehen, weiß ich noch nicht. Aber ich werde es herausfinden und auch lernen damit umzugehen. Bei der interkulturellen Vorbereitung lernte ich, dass man versuchen soll nicht unter allen Umständen pünktlich zu sein, da man dadurch sehr viel flexibler wird.

Andere Dinge von denen die Finnen reichlich haben:
Handys - In Finnland gibt es die meisten Handys pro Einwohner. In der Regel hat jeder Finne mindestens zwei Handys. Eins für die Arbeit und ein privates. Dafür sind Festnetzanschlüssel nicht so verbreitet.
Kaffee - In Finnland wird sehr viel Kaffee getrunken. Im Vergleich: In Deutschland werden pro Kopf jedes Jahr 6 kg Kaffee getrunken. In Finnland sind es 11 kg! Das ist für mich als Nicht-Kaffee-Trinkerin ein wenig gewöhnungsbedürtig, weil Tee nicht so verbreitet ist. Die Auswahl an Tee soll wohl auch sehr beschränkt sein. Deshalb habe ich ein wenig Tee eingepackt. Man weiß ja nie :-)
Mücken - Die Mückenpopulation soll groß sein, da es in Finnland viele Seen oder andere Gewässer gibt. In Deutschland habe ich bisher keine großen Probleme mit Mücken gehabt. Mal sehen wie es dort wird.

Im Großen und Ganzen denke ich aber, dass auch in Rovaniemi die Globalisierung Einzug gehalten hat. Ich musste damals in Irland auf meiner Sprachreise schon feststellen, dass es fast alles, was man in Deutschland an Marken kaufen kann, dort auch bekommen kann. Nur alles ist teuer. So ähnlich wird es sicher auch in Finnland sein. Das hat die Suche nach einem passenden Gastgeschenk schwerer gemacht. Aber ich denke, ich habe etwas Passendes gefunden.

Allgemein wird in Finnland alles sehr viel teuer sein. Das wird sicherlich eine Umstellung. Ansonsten bin ich jetzt soweit vorbereitet. In ein paar Stunden geht mein Flug. Wenn ich morgen ankomme, ist in Finnland Feiertag. Mittsommer. Deshalb werde ich mir erst im Laufe der Woche eine Stick für mobiles Internet zulegen. Bis dahin bin ich nicht zu erreichen und werde auch keine Neuigkeiten posten.

Ich freue mich, bin gespannt und habe auch ein wenig Angst vor den vielen neuen Eindrücken. Ich werde so bald, wie möglich davon berichten!

Sonntag, 10. Juni 2012

Wie alles begann... Teil 2

Weiter geht's:

Nachdem ich Anfang 2012 meinen Praktikumsplatz sicher hatte, konzentrierte ich mich erst einmal auf die Zwischenprüfung. Erst im März begann ich mit den ersten Vorbereitungen. Ich suchte zum Beispiel einen Sprachkurs für Finnisch. Ich werde zwar während meines Praktikums mit ausländischen Touristen Englisch und Deutsch sprechen, aber ich finde, es gehört dazu, sich einen Eindruck von der Sprache zu machen, wenn man ein anderes Land besucht. Ein Finnischkurs war nur leider sehr schwer zu finden. Die Volkshochschulen und Unis in Berlin hatten Finnisch in dieser Zeit nicht im Angebot. Deshalb half mir die Projektmanagerin von der Berufschule (http://www.osz-louise-schroeder.de/html/-_wahrend_d__ausbildg_.htm) weiter. Sie organisierte einen Sprachkurs für mich und zwei andere Schüler, die auch nach Finnland gehen. Es war toll von einem Finnen unterrichtet zu werden. Er konnte uns damit nicht nur einen Eindruck von der Sprache geben, sondern auch von der Kultur berichten. Es gibt schon einige Unterschiede zwischen den Finnen und den Deutschen. Ich bin gespannt, wie es ist dort selbst die Erfahrungen zu machen.

Zur Sprache Finnisch kann ich nur sagen: Es gibt sogut wie keine Gemeinsamkeiten zum Deutschen. Ich sag nur: Ausbildung = oppisopimuskoulutus. Ich kann zählen bis 999.999, die Uhrzeit angeben, mich vorstellen, Bitte, Danke und Entschuldigung. Allles weitere muss vor Ort erprobt werden :-)

Zur Teilnahme am Leonardo-Da-Vinci-Projekt (von der EU mit Stipendium geförderte Auslandpraktika während der Ausbildung http://ec.europa.eu/education/lifelong-learning-programme/ldv_de.htm) gehört neben der sprachlichen Vorbereitung auch die kulturelle Vorbereitung. Deshalb hatte ich im Mai eine interkulturelle Vorbereitung mit anderen Schülern meiner Schule, die auch ein Auslandsprktikum machen. Entgegen anfänglicher Befürchtungen hat es Spaß gemacht und viel gebracht. Ich bekam viele Denkanstöße zum Thema andere Kulturen und Toleranz.

Für meinen Aufenthalt fehlte mir dann noch ein Flug und eine Unterkunft. Der Flug war schnell gebucht, aber die Unterkunft bereitete mir einige Schwierigkeiten. Am Ende hat sich zum Glück alles zum Guten gefügt und ich habe jetzt für die Zeit einen sicheren Platz im Studentenwohnheim.

Es bleiben jetzt noch zwei Wochen in Deutschland und ich versuche an alles zu denken... An meinem Schrank hängt schon eine Liste mit Dingen, die ich unbedingt einpacken muss und ständig fallen mir neue Sachen ein.

Es verspricht noch sehr spannend zu werden!

Dienstag, 5. Juni 2012

Wie alles begann... Teil 1

Mit riesigen Schritten geht es nun auf mein Praktikum zu. Am 23. Juni geht der Flug von Berlin über Helsinki nach Rovaniemi/Finnland. Die Hauptstadt Lapplands erwartet mich und ich bin schon sehr gespannt.
Momentan stecke ich aber noch bis zum Hals in Vorbereitungen. Davon will ich hier berichten:

Alles begann, als ich im Herbst 2011 von der Möglichkeit erfuhr, ein Auslandpraktikum zu machen. Ich war sofort begeistert. Auslanderfahrungen sind etwas besonderes und soetwas während der Ausbildung zu machen bietet sich an, denn später kommt man vielleicht nicht mehr dazu. Ich mache eine Ausbildung zur Fachangestellten für Bürokommunikation in der Verwaltung des Deutschen Bundestages. Das heißt, ein Praktikum in einer ausländischen Verwaltung sollte es sein.

Als erstes musste ich mich für ein europäisches Land entscheiden. Ich wollte meine Englischkenntnisse verbessern und auch eine Kultur kennen lernen, mit der ich zuvor Kontakt nie hatte. Da ich bereits eine Sprachreise nach Irland in 2008 gemacht hatte, bliebt zwar noch Großbritannien, aber ich wollte mal ganz woanders hin. Außerdem dachte ich mir: nach London und Co kommt man in seinem Leben irgendwie noch mal hin. Meine Wahl viel auf Skandinavien, denn dort sprechen bekanntermaßen viele Menschen Englisch und ich war da auch noch nie.

Die nächste Sache war der Zeitpunkt meines Praktikums. Die Dauer des Praktikum soll 8 Wochen betragen. Dadurch dass ich während meiner Ausbildung Teilzeitunterricht habe (D.h. immer 2x pro Woche Schule außer in den Ferien), blieben mir nur die Sommerferien 2012 übrig. Zwar werde ich trotzdem die ersten Schulwochen verpassen, aber das geht nachzuholen.

Im Dezember 2011 bewarb ich mich dann bei allen möglichen Verwaltungen in Schweden, Finnland, Dänemark und Norwegen. Nach anfänglicher, überschwenglicher Motivation musste ich schnell feststellen, dass es sehr schwer ist, im Ausland einen Praktikumsplatz im Verwaltungsbereich zu bekommen. Praktika in Verwaltungen sind scheinbar nicht so verbreitet. Schul- und Universitätsverwaltungen fielen für mich auch weg, denn im Sommer während meiner Praktikumszeit haben die geschlossen. Nach vielen Absagen habe ich Praktikumsorte in Betracht gezogen, wo schon andere Auszubildende Erfolg hatten. So bin ich auf Rovaniemi gekommen. Dort waren schon viele andere Azubis. Die Praktikumsstelle klang natürlich erstmal komisch: "Weihnachtmanndorf". Das hat ja auf den ersten Blick nichts mit meinem Ausbildungsberuf zutun. Auf jeden Fall hat es dort sofort geklappt und ich bekam sofort einen Praktikumsplatz.

Das Santa Claus Village liegt direkt am Polarkreis. Das bedeutet, dass die Sonne im Mittsommer nicht untergeht und im Mittwinter nicht auf geht. Für mich bedeutet das, ich habe kaum Nacht und viel Tag, wenn ich im Juni, Juli, August in Rovaniemi bin.

Fortsetzung folgt!